Gestalttherapie
„Wenn wir uns selbst nicht verstehen, dann können wir nie hoffen, unsere Probleme zu lösen, dann können wir nie hoffen, ein Leben zu führen, das sich lohnt. Dieses Verständnis des Selbst aber umfasst mehr als intellektuelles Verstehen. Es erfordert Gefühl und Sensibilität.“ – (F.Perl: Grundlagen der Gestalt-Therapie)
Fritz Perls (1893-1971, Arzt und zunächst Schüler von Freud) seine Frau Laura Perls (1905-1990, deutsche Psychoanalytikerin) und Paul Goodman (1911-1972, Soziophilosoph und Schriftsteller) waren die Begründer der Gestalt-Therapie. Auch „the here and now – therapie“ oder die „Hier und Jetzt -Therapie“ genannt.
Grundgedanke ist, dass die Erinnerung an ein Erlebnis für den Menschen weitaus bedeutender für seine gegenwärtige Persönlichkeit ist, als das vergangene Erlebnis und wie es sich abgespielt hat. Allerdings müssen dafür „offene Gestalten“, wie es Perls nannte, geschlossen werden. Von Geburt an erleben wir Situationen, die wir mehr oder weniger, je nach persönlichen Möglichkeiten (erworben oder mitgebracht) verarbeiten können/konnten. War dies nicht möglich für uns, tragen wir diese unverarbeitete Situation, auch unvollendete Gestalt und die damit einhergehenden Verhaltensmuster und Gefühle mit uns herum. Sie bleiben in unserem System erhalten, auch wenn wir es zunächst schaffen sie erfolgreich aus unserem Alltagsbewusstsein zu verdrängen. Dies können wir dann spüren, wenn wir z.B bei einem Streit heftiger reagieren, als es für die Situation nötig gewesen wäre oder bei Problemen anderer Menschen extrem mitleiden.
In dieser Therapie geht es darum, diese unfertigen Erlebnisse nachträglich im Hier und Jetzt zu verarbeiten. Sich seiner selbst, dem eigenen Empfinden, der Art und Weise wie wir mit uns und unserer Umwelt umgehen, unserer Sichtweisen bezüglich uns und unserem Leben bewusst zu werden. Das eigene Wahrnehmungsvermögen („Awareness“) zu erweitern und zu vertiefen, um dann in Achtsamkeit und selbstverantwortlich die eigenen inneren Kräfte/Potenziale leben zu können.
Sich seiner selbst bewusst zu sein heißt, sich selbst zu kennen, in Harmonie mit dem zu sein, was jeden Augenblick im Innern passiert. Dadurch kann der Einzelne seine Bedürfnisse und Wünsche besser voneinander unterscheiden. Er wird erkennen, welche Haltungen (Glaubenssätze) und die daraus resultierenden Gewohnheiten nicht mehr zu ihm passen, und wo er dazulernen muss.
„Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie Menschen aufblühen, wenn sie ihre Energie von der Vergangenheit abziehen und mit ihrer Aufmerksamkeit in der Gegenwart ankommen.“ – (Deva Prem)