Fragen und Antworten zum Thema:
Systemische Aufstellung
Kann jeder Stellvertreter sein oder braucht man dazu bestimmte Fähigkeiten?
Jeder hat die Fähigkeit dazu. Sie ist offenbar angeboren, instinktähnlich. Einzig eine zu große Höflichkeit in der Form, dass ich Hemmung habe meine Gefühle als Stellvertreter zu offenbaren, vor allem bei negativen Empfindungen, kann ein Hindernis sein.

Welchen Nutzen habe ich vom Stellvertreter-sein?
Sie haben die wunderbare Möglichkeit „in den Schuhen eines anderen zu gehen“.
Andere Gefühle und neue Sichtweisen kennen zu lernen.
Lösungen die sich zeigen, können auch für sie selbst wichtig und richtig sein.
Sie erfahren und entwickeln eine größere menschliche Tiefe, ein inneres Wachstum.
Ich selber habe für mich wichtige Antworten gefunden, allein durch das Stellvertreter- sein.
Außerdem bietet es eine sehr gute Möglichkeit „reinzuschnuppern“ und festzustellen, ob eine Familienaufstellung für sie das richtige ist.
Ist es möglich aus der „Rolle“ des Stellvertreters nicht mehr herauszufinden? Kann das Aufstellen möglicherweise gefährlich für mich als Stellvertreter sein?
Mir ist solch einen Fall weder aus eigener Erfahrung noch aus Erzählungen anderer bekannt.
Das „Heraustreten“ aus der Stellvertretung ist meistens ganz einfach und unspektakulär.
Hierfür gibt es wirkungsvolle Rituale, um etwaige Reste von der und an die dargestellte Person zurückzugeben.
Bei einem Gefühl des „Hängenbleiben“ bin möglicherweise ich oder mein System in Resonanz geraten, durch die dargestellte Person oder deren System. Vielleicht gibt es bei mir ein ähnliches Thema das angeschaut werden möchte?
Von positiven Aspekten des Stellvertreter-seins, wird dagegen sehr häufig berichtet!
Viele Menschen haben auch ohne eigene Aufstellung durch ihren Part als Stellvertreter sehr viel über sich und ihr System erfahren, was sich sehr positiv auf ihr Leben und System ausgewirkt hat.
Und auch sehr viele Personen kommen nach eigenen Aufstellungen gerne wieder um als Stellvertreter dabei zu sein.
So oder so, lernen wir immer durch- und voneinander, denn alles ist mit allem verbunden.
Wie ist es möglich, dass Stellvertreter Gefühle oder sogar Gedanken der dargestellten Personen wahrnehmen?
Ein weit verbreiteter Ansatz ist die Theorie des morphogenetischen Feldes nach Ruppert Sheldrake („Das wissende Feld“).
Allgemein gibt es (noch) keine anerkannte Theorie. Doch es besteht zunehmend Einigkeit in der Wissenschaft, dass es das Phänomen wirklich gibt und es nicht auf Phantasie oder Einbildung beruht (siehe z.B. Veröffentlichungen Peter Schlötter, Carl-Auer-Verlag).
Muss ich meine Familie zum Familienstellen mitbringen?
Im Gegensatz zur klassischen Familientherapie ist dies weder notwendig noch unbedingt sinnvoll.
Das innere Bild der Familie oder des Anliegens des/der Klienten/Klientin wird aufgestellt.
Sollte ich vor einer Aufstellung Verwandte und Angehörige befragen zu Fakten oder Ereignissen?
Es kann sehr hilfreich und bereichernd sein und zu vielen guten Gesprächen führen.
Sie sollten dabei aber weder als Richter oder Kläger, noch als Detektiv auftreten.
Dabei könnten sich Verwandte oder Bekannte vorgeführt fühlen und Widerstand oder mögliche zusätzliche Probleme entstehen.
Haben sie Hemmungen zu bestimmten Themen Fragen zu stellen, könnte dies auch ein versteckter Hinweis auf ein wichtiges Thema (Familiengeheimnis, Tabu) sein.
Mehr dazu beim Erstgespräch.
Ist es sinnvoll, dass mein Lebenspartner (Angehörige, Geschwister) bei der Aufstellung dabei ist?
Diese Frage ist etwas schwierig zu beantworten. Es kann sowohl gute wie auch nicht so gute Auswirkungen haben.
Durch eine gemeinsame Teilnahme kann sich in der Beziehung Entscheidendes verändern.
Bereden Sie dieses Thema und fragen Sie sich selbst, warum sie den Anderen dabei haben möchten.
Sind Beide dazu bereit, kann dies eine bereichendere Wirkung auf die Beziehung haben.
Können auch Kinder aufstellen, oder Eltern für Ihre Kinder, oder Partner für den Partner?
Früher mit großer Zurückhaltung betrachtet, gibt es heute einige Kollegen, die mit Erfolg Kinder und Jugendliche aufstellen.
Bis etwa zum Eintritt der Pubertät können Eltern, auch ohne dass ihre Kinder dabei sind, für diese systemisch aufstellen. Ab der Pubertät sollte angemessen Rücksicht darauf genommen werden, dass aus Kindern jetzt beginnende Erwachsene werden, die ihr Schicksal selbst in der Hand haben (wollen).
Ohne zwingende Notwendigkeit und ohne ausdrückliches Einverständnis für Partner oder andere Personen aufzustellen, empfinde ich als übergriffig in deren Intimsphäre!
Können/dürfen Tote aufgestellt werden?
Das Schicksal von verstorbenen Personen kann möglicherweise eine große Wirkung auf sie haben, auch wenn sie diese Person nie lebend kennen gelernt habe.
Das Familienstellen kann uns auch wieder in liebevollen Kontakt mit Verstorbenen bringen.
Früh verstorbene Familienmitglieder sind beispielsweise oft, nachdem sie gewürdigt und gesehen werden, eine Quelle der Kraft für die Lebenden.
Ist das was sich in einer Aufstellung zeigt wahr,
oder nur ein inneres Bild oder vielleicht sogar ein Phantasiegespinst?
Es ist möglich, dass nicht alles real und nachprüfbar ist, doch es ist ihre persönliche Wirk-lichkeit und daher für sie wirk-lich und wirk-sam.
Der Fokus der Aufstellung ist niemals die Frage nach der genauen Exaktheit des Bildes, sondern deren Wirksamkeit und der Lösung, die sich daraus für sie ergibt.
Es haben sich aber auch schon oft Bilder gezeigt, wie etwa, dass es noch ein Geschwister aus einer anderen Beziehung des Vaters oder der Mutter gibt, die sich als wahr erwiesen haben.
Dennoch soll eine Aufstellung nie als „Lügendetektor“ dienen.
Kann oder soll ich Angehörigen nach meiner Aufstellung davon erzählen?
Dies ist nicht pauschal beantwortbar.
Was möchten Sie damit bezwecken? Ist es für Sie und/oder das Gesamtsystem eher stabilisierend und klärend?
Übereilen Sie nichts! Horchen Sie in sich hinein und warten Sie im Zweifel lieber, bis Sie eine eindeutige Antwort dazu finden.
Gibt es Gegenanzeigen (Kontraindikationen) zum Familienstellen?
Mögliche Hindernisse können sein:
Psychiatrische Erkrankungen, Drogenkonsum, Einnahme von bewusstseinsverändernden oder stark dämpfenden Medikamenten, Angststörungen.
Je nach persönlicher Sichtweise und therapeutischem Fundament des Aufstellungsleiters, halten einige diese Methode für psychisch Kranke oder -Gefährdete für ungeeignet oder gerade für besonders geeignet.
Hier ist es besonders wichtig, nachzufragen und sich ein Bild über die Qualifikation des Aufstellungsleiters/Leiterin zu machen.
Wie finde ich eine(n) gute(n) Aufsteller(in)?
Das Beste ist natürlich über Empfehlung einer vertrauenswürdigen Person.
Auch gibt es die Möglichkeit zunächst als Stellvertreter teilzunehmen und sich so ein Bild zu machen
Auch Info-Gespräche werden angeboten.
Es ist möglich eine qualifizierte Nachbetreuung zu erhalten.
Hören Sie auf ihr inneres Gefühl, suchen sie nach sachlichen Infos und lassen sie sich nicht zu etwas drängen.